Profilbild Liberator Hans

Hans: Die Spitze des Ravensbosch

– Begleite ihn bei seiner Herausforderung!

Hans: Die Spitze des Ravensbosch

– Begleite ihn bei seiner Herausforderung!
Profilbild des Liberators Hans

 

 

Ich bin Hans
Alter: 54
Land: Niederlande
Hämophilie A
Herausforderung: Die Spitze des Ravensbosch-Walds zu erreichen

Profilbild Lienke

 

 

Ich bin Lienke
Alter: 28
Land: Niederlande
Rolle während der Reise: Motivations-Coach und Entrepreneurin

Hi, ich bin Hans. Ich habe schwere Hämophilie mit komplizierten Begleiterkrankungen. Aber ich bin kein Angsthase und ich habe eine positive Lebenseinstellung. Bisher habe ich es geschafft, einigermaßen gesund zu bleiben. Ich denke nicht über die Dinge nach, die ich nicht mehr tun kann, sondern ich freue mich über alles, was ich schaffe und zusammen mit meiner Frau Sosia jeden Tag genießen darf.

Ich will aktiv bleiben. Deswegen suche ich mir immer wieder körperliche Herausforderungen. Ich bin jetzt 54 Jahre alt und ich würde mich selbst als einen äußerst gut informierten Patienten bezeichnen. Vor einigen Jahren habe ich meine Autobiographie geschrieben, die bei Patienten und in Fachkreisen sehr beliebt ist. Darüber hinaus halte ich Vorträge und Schulungen zum Thema Hämophilie und den damit zusammenhängenden Infektionen.

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#1 Der Anfang

Die Herausforderung, der ich mich stellen möchte, nimmt ihren Anfang. Als ich aus dem Auto steige, überkommt mich ein Gefühl der Vertrautheit. Nun gut, ich hatte auch immerhin seit meiner Kindheit einen Großteil meiner Zeit im Wald verbracht.

Foto von Hans im Ravensbosch
Altes schwarz-weiß Foto von Hans als Kind mit seinem Großvater

Von dem Tag an, an dem ich meine ersten Schritte machen konnte, hat mein Großvater mich mit in diesen Wald genommen. Zuallererst zeigte er mir eine Stelle, an der man im Herbst köstliche Esskastanien finden konnte. Von ihm lernte ich, wie man sie schält, ohne sich dabei an ihren Stacheln zu verletzen. Ich erinnere mich daran, wie wir gemeinsam im Wald saßen und die Kastanien gegessen haben. Mein Großvater hatte seine ganz eigene Einstellung zur Hämophilie. Er hat immer gesagt: „Ach, lass ihn einfach in Ruhe!“

Nachdem ich nun aufgrund einer langwierigen Erkrankung mit anschließender Reha-Maßnahme neun Jahre nicht mehr hier war, kehre ich in den Ravensbosch zurück. Ich werde mich zunächst einmal im flachen Teil des Waldgebietes ausprobieren. Hier befindet sicher allerdings auch die längste Wegstrecke, die ich zurücklegen werde. An den Boden muss ich erst einmal gewöhnen, denn Waldboden unterscheidet sich von gut befestigten Straßen doch erheblich. Ich fühle mich gut, bin energiegeladen und motiviert. Das habe ich nicht zuletzt meiner Coachin Lienke zu verdanken. Jeden Morgen stehe ich vor dem Spiegel, schaue mir in die Augen und sage mir mit lauter und kräftiger Stimme, dass ich es schaffen werde.

Bild des Ravensbosch Waldes

 

Die Sonne scheint. Obwohl ich mich im tiefst gelegenen Teil des Waldes befinde, ist das, was ich an Natur sehe, unendlich schön. Meine Gerinnungswerte sind gut, so dass die Hämophilie mir nicht im Weg stehen dürfte. Ich freue mich, als ich meine Wanderschuhe anziehe. Nach langer Zeit kommen sie endlich wieder zum Einsatz. Als ich dann aufstehe und ein erstes Stück gehe, fühle ich mich weitaus stabiler, als ich gedacht hätte. Dennoch spüre ich einen kleinen Widerstand in meinem linken Sprunggelenk. Ich darf nichts übereilen, darf nicht zu schnell, zu viel wollen. Ich muss mich erst wieder an die Umgebung gewöhnen. Immer wieder schießen mir kurze Erinnerungsfetzen an die Vergangenheit durch den Kopf. Wie ich damals hier umhergelaufen bin, wie ich gerannt bin, wie ich mich auf Entdeckungsreisen gemacht habe. All diese Bilder von damals beeinflussen mich mehr, als ich gedacht hätte. Genauso wie ich müssen auch meine noch nicht ersetzten Gelenke ihre richtige Position wiederfinden. Neun Jahre sind eine sehr lange Zeit. Bei jedem Schritt, den ich gehe, muss ich darauf achten, wo ich meinen Fuß hinsetze.

Bild Kreuzung Wald Ravensbosch

Nach ungefähr 500 Metern kommt die erste Kreuzung. Hier beschließe ich, umzukehren. Immerhin muss ich die gleiche Entfernung ja auch auf dem Rückweg zurücklegen. Aber ich habe zumindest den ersten Schritt gemacht. Morgen sind meine Frau Sosia und ich mit einem befreundeten Ehepaar in unserem Lieblingsrestaurant verabredet. Das will ich auf keinen Fall verpassen. Deswegen muss ich es langsam angehen lassen und mich Schritt für Schritt vorantasten.

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#2 Herausforderungen und Erinnerungen

Was für den einen eine Herausforderung darstellt, ist für den anderen ein Kinderspiel. Für manch anderen wiederum kämen gewisse Aktionen gar nicht erst in Frage. Nachdem ich mir diese Tatsache ins Bewusstsein gerufen hatte, machte ich mich heute wieder daran, mich meiner Challenge zu stellen. Doch ich fragte mich auch, ob das alles überhaupt eine Herausforderung für mich war… Letztendlich lief ich dabei ja nur ein bisschen in einem Wald umher.

Anstieg des Weges im Ravensbosch
Karte der Wanderroute im Ravensbosch
Steintreppe Wilhelminaberg

Am Anfang war das Gelände noch flach und eben. Den steilen Hügeln, die ich bald darauf erklimmen musste, folgte rasch eine Natursteintreppe mit ca. 100 Stufen und 48 Höhenmetern. Oben angelangt ist die Strecke, die ich zu meinem Ziel noch zu gehen habe, erst einmal wieder flach. „Bin ich nicht erst 2016 alle 508 Stufen des Wilhelminabergs hoch- und wieder heruntergelaufen? Sollte diese Wanderung dann jetzt nicht eine Kleinigkeit für mich sein?“ Naja, die Stufen des Wilhelminabergs sind alle gleichmäßig und es gibt ein Treppengeländer. Hier allerdings ist der Boden weich und uneben. Kein Hügel und keine Stufe der Natursteintreppe gleichen einander. Daher kann ich schließlich doch sagen, dass das hier definitiv eine Herausforderung für mich ist. Noch dazu bin ich heute relativ souverän den ersten Teil der Strecke gegangen. Dieser ist zwar flach, aber von der Entfernung her ist er der längste. Von Lienke habe ich gelernt, dass man sich auf das Tagesziel und nicht auf das Gesamtziel konzentriert. Das ist extrem hilfreich und dadurch wird das Wandern auch so viel einfacher.

Hans im Kindesalter im Ort unterwegs

Ich bin schon als kleiner Junge gerne gelaufen. Wann immer sich mir später dann die Gelegenheit bot, habe ich mich aus langweiligen Besprechungen hinausgestohlen, bin in Richtung Wald gelaufen und habe dabei einfach nur in die Ferne geschaut. Leider bin ich nie sehr weit gekommen, da ich immer nach kurzer Zeit immer wieder zurückmusste. Nun aber bin ich mein eigener Chef. Mein Ziel ist es, die Challenge, die ich mir auferlegt habe, innerhalb von fünf Wochen zu meistern. Die 27 Jahre, die ich aktiv in der Medienwelt gearbeitet habe, waren voll von Fristen und Deadlines, die mir von Dritten vorgegeben worden waren. Diesmal war ich derjenige, der sich ein Zeitlimit gesetzt hat.

Foto von Hans aus dem Büro

Während ich mich auf jeden einzelnen Schritt konzentriere und die absolute Stille hier im Wald genieße, laufen die Erinnerungen in meinem Kopf Sturm.
Den flachen Teil des Weges habe ich nun hinter mich gebracht und es ist echt alles gut gelaufen. Mein Sprunggelenk tut auch nicht weh, was mich beruhigt, denn auf der nächsten Etappe wird es dann richtig hügelig werden. Ich will nichts erzwingen. Ich will alles Stück für Stück machen. Ich bin mir sicher, dass ich es schaffen werde, wenn ich nur Lienkes Tipps beherzige. Dazu gehört auch eine Belohnung, wenn ich diese Herausforderung erfolgreich gemeistert habe.

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Kachelbilder von Liberator Hans und Coachin

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